Wenn der Verzehr von Fruchtzucker zu Problemen führen kann
Dass Früchte zu einem ausgewogenen Speiseplan gehören, ist allgemein bekannt. Unter bestimmten Voraussetzungen wird ihr Verzehr allerdings problematisch: Der in Obst und vielen anderen Lebensmitteln enthaltene Fruchtzucker kann bei Menschen mit Fruktosemalabsorption zu Verdauungsbeschwerden führen.
33% der Schweizerinnen und Schweizer bekommen beim Verdauen von Fruchtzucker Probleme, die Tendenz ist steigend1. Fruktosemalabsorption gehört also zu den am häufigsten auftretenden Nahrungsmittelunverträglichkeiten in der Schweiz.

Was ist Fruchtzucker und wie funktioniert ihr Abbau?
Fruktose oder Fruchtzucker ist eine natürliche Zuckerform, die vor allem in Früchten wie Kernobst oder Beeren und in Honig vorkommt. Auch der gewöhnliche Haushaltszucker (Saccharose) besteht zur Hälfte aus Fruktose (und zur Hälfte aus Glukose). Grundsätzlich wird Fruchtzucker gut vertragen und im Darm in die leicht resorbierbare Glukose umgewandelt.
Menschen, die an einer Fruktosemalabsorption leiden, vertragen nur eine geringe Menge Fruktose in der Nahrung, meist weniger als 25 Gramm. Als Ursache wird ein Defekt im Fruktose-Transportsystem GLUT-5 vermutet, das für die Aufnahme des Fruchtzuckers im Dünndarm verantwortlich ist. Wird er nicht aufgenommen, kommt es zu einem bakteriellen Abbau der Fruktose im Dickdarm. Die Abbauprodukte verursachen ihrerseits die Symptome der Fruktosemalabsorption.

Gründe für die Fruktosemalabsorption
Fruktosemalabsorption kann erblich bedingt sein oder sich im Lauf des Lebens entwickeln. Ursache dafür ist oft eine sehr fruchtzuckerreiche Ernährung, bei der dem Körper mehr Fruktose zugeführt wird, als er verarbeiten kann. Der Grad der Unverträglichkeit ist individuell verschieden und muss im Einzelfall abgeklärt werden.
Da Fruchtzucker sehr süss schmeckt und sich kostengünstig verarbeiten lässt, wird er gerne in industriell hergestellten Lebensmitteln wie Fertiggerichten, Säften, Limonaden, Dressings oder Light-Produkten eingesetzt. Dieses Überangebot an Fruktose kann der Darm, der auf diese Fruktosemengen nicht eingestellt ist, oft nicht problemlos abbauen.
Insgesamt ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Fruktose in den letzten Jahrzehnten um rund 20 Prozent gestiegen.
Fruktosemalabsorption und Fruktoseintoleranz: Was ist der Unterschied?
Die Begriffe Fruktosemalabsorption und Fruktoseintoleranz werden fälschlicherweise oft synonym verwendet. Tatsächlich handelt es sich aber um unterschiedliche Stoffwechselstörungen. Fruktosemalabsorption ist eine Form von Nahrungsmittelunverträglichkeit: Der Körper kann den Fruchtzucker aufgrund eines gestörten Transportsystems im Dünndarm nicht richtig aufnehmen. Die Folge sind Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Durchfall. Nicht zu verwechseln ist die Fruktosemalabsorption mit der lebensbedrohlichen hereditären Fruktoseintoleranz, einer erblichen Störung des Fruchtzuckerstoffwechsels.
Was ist erbliche oder hereditäre Fruktoseintoleranz?
Im Gegensatz zur Fruktosemalabsorption ist die hereditäre Fruktoseintoleranz deutlich seltener. Bei dieser Erkrankung liegt ein genetisch bedingter Mangel des Enzyms Aldolase B vor. Bei Patientinnen und Patienten mit hereditärer Fruktoseintoleranz kann Fruktose zwar über den Darm aufgenommen, aber in der Leber nicht richtig abgebaut werden. Schon kleine Mengen Fruktose können bei ihnen schwere gesundheitliche Komplikationen auslösen. Aldolase B ist in Leber, Niere und Darm für die Aufspaltung des Fruchtzuckers zuständig. Da diese Spaltung bei den Betroffenen aufgrund des Enzymmangels nicht stattfindet, kommt es zu einer Anhäufung von Fructose-1-Phosphat in Darm, Leber und Nieren. Dadurch wird der Glukosestoffwechsel gestört, was zu Unterzuckerung, Gerinnungsstörungen und schweren Leber-, Nieren- und Darmerkrankungen führen kann.
Wenn zu viel Fruktose zum Problem wird – Stichwort: High Fructose Corn Syrup
Grundsätzlich kann jeder Mensch, ob mit oder ohne Fruktosemalabsorption, nur eine bestimmte Menge Fruchtzucker aufnehmen. Durchschnittliche Fruktosemengen kann der Körper normalerweise problemlos abbauen. Gelangen jedoch auf Dauer grosse Mengen Fruktose in den Körper, kann dies auch für Menschen ohne Fruktoseintoleranz ungesund sein.
Anfang der 1970er Jahre begann die amerikanische Lebensmittelindustrie, Rohrzucker im grossen Stil durch flüssigen High Fructose Corn Syrup zu ersetzen. Der Grund: Lebensmittel und ihre Zutaten lassen sich in flüssiger Form einfacher und kostengünstiger transportieren und lagern. Gleiches gilt für die Verarbeitung. Für die Produktion bedeutet das weniger Energie- und Zeitaufwand und damit niedrigere Gesamtkosten.
Fruktose findet sich seitdem in Süssigkeiten, Fertiggerichten und auch in vielen kalorienreduzierten Lebensmitteln.
Was ist Sorbitintoleranz?
Industriell hergestellte, kalorienreduzierte Lebensmittel enthalten neben Fruktose häufig auch Sorbit, das zur Gruppe der Zuckeralkohole gehört. Es ist wie Fruktose ein sogenannter Zuckeraustauschstoff. Auch bei einer Sorbitintoleranz oder Sorbitunverträglichkeit ist der Abbauprozess im Dünndarm gestört, so dass sich der Zucker nicht oder nicht ausreichend verwerten lässt. Der Körper reagiert mit Verdauungsstörungen. Wer unter einer Fruktosemalabsorption leidet, sollte deshalb auch Sorbit vom Speiseplan streichen.